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Versicherungsbetrug – Die Tricks der „Autobumser“

Itzehoe, 19.05.2017

Ein Gastbeitrag von Johanna B.

Stau auf der Autobahn, plötzlich bremst ihr Vordermann ruckartig ab, es knallt. Dabei war bis zu den ersten stehenden Autos noch jede Menge Abstand vorhanden. Ein Zufall? - Oftmals können sich die Betroffenen den Unfall gar nicht erklären. Es kommt unerwartet und geht meist viel zu schnell. Die meisten merken nicht, dass sie dabei in die Falle eines sogenannten „Autobumser“ geraten sind.

Auch wenn keiner verletzt wurde, selbst nach einem harmlos wirkenden Blechschaden ist der Schreck meist groß. Auch ich bin Opfer eines solchen Betrügers geworden, der mir beim Herunterfahren meiner Auffahrt per Handzeichen signalisierte, dass er warten und ich fahren könne, als es dann plötzlich knallte. Der Schreck war groß, größer war er dann noch, als ich über 400€ für die kaum sichtbare Beule am Nummernschild zahlen musste und sah, dass der Wagen am nächsten Tag abgemeldet wurde und der Möbelwagen ein neues Bett lieferte.

Ist man einem „Autobumser“ zum Opfer gefallen, ist man als Unschuldiger in solchen Fällen meist der Leidtragende, denn neben Rückstufung der Schadensfreiheitsklasse und der Selbstzahlung des entstandenen Schadens am eigenen Auto, können hohe Bußgelder, Nachschulungen für betroffene Fahranfänger oder sogar Punkte in Flensburg anfallen.

Dabei bedienen sich die Betrüger einer simplen Regelung: Wer auffährt ist schuld! Abruptes Bremsen steht im Mittelpunkt. Dies geschieht meist an Fußgängerübergängen, Ampel oder Kreuzungen. Dabei handeln die Betrüger nicht alleine. Oft verabreden sie sich mit Komplizen, die am Unfall beteiligte Fußgänger, Fahrradfahrer oder sogar Unfallzeugen mimen.

Neben Auffahrunfällen, bedient man sich besonders gerne der festgelegen Verkehrsregelungen, um Unfälle zu provozieren. Am beliebtesten dabei sind Spurbahnwechsel, bedingt durch Spurverengungen. Hier wird besonders gern Gas gegeben und Steifschäden verursacht, wenn das Opfer zum Einfädeln ansetzt. Ebenso gern wird beim Ausparken des Opfers hinter Einkaufswagen-Häuschen gelauert oder auf Linksabbieger an Kreuzungen gewartet. Aber auch Rechts-vor-Links Regelungen, oder gegebene Handzeichen sind ein beliebtes Mittel, um das Opfer in einen Unfall zu verwickeln. Der GDV gab dazu Hinweise heraus, auf die Betroffene bei jedem Unfall achten sollten.

Die veröffentlichten Zahlen des GDV, die sich seit Jahren auf einem hohen Niveau befinden, machen die Dimensionen deutlich. - Jeder achte Unfall in Deutschland ist inszeniert.

Laut Berichten des GDV entstehen bei den Kfz-Versicherern dadurch Schäden von rund 2 Milliarden Euro. Denn fällt man einem Betrüger zum Opfer, sind oft nicht nur Unfallzeugen Komplizen, sondern auch Werkstätten oder Gutachter, die überteuerte Rechnungen bei der Versicherung des Opfers einreichen. Die deutschen Versicherer raten daher, achtsam zu sein und bei Verdacht eines provozierten Unfalls, unbedingt die Polizei hinzuzuziehen und seinen Versicherer vorab zu informieren. Dabei ist es wichtig, Angaben über den Unfallhergang zu machen und Auffälligkeiten zu schildern, sowie Fotos von Unfallspuren an beiden beteiligten Fahrzeugen zu machen. Nur wenn Betroffene, die Polizei und die Versicherung zusammenarbeiten, können solche Fälle aufgeklärt werden.

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Über den Autor

einer unserer Gastautoren

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