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Itzehoer Forum

Itzehoe, 29.11.2019

Beim Itzehoer Forum ging es in diesem Jahr um die Digitalisierung – und welchen Einfluss sie auf den Mittelstand hat

Wenn man Projektmanager Martin Schmidt so zuhört, dann geht es in seinem Beruf weniger um die Funktion von Bohrmaschinen und Küchengeräten als mehr um die ethische Frage, ob und wie die Welt digitalisiert werden sollte. Schmidt, der die spannende Kombination Medizin und Informatik studierte, ist Projektmanager bei der Firma Bosch. Beim Itzehoer Forum trat sie unter dem Motto „#likeaBosch“ auf, eine Anlehnung nicht nur an die Zeit der hashtagsetztenden Influencer, sondern auch an die in der Jugendsprache beliebte Phrase „Like a Boss“ – zu Deutsch: „Wie ein Chef/Boss“. Die Botschaft ist klar: Bosch ist mehr als nur der Name auf einem Kühlschrank. „Etwa 60 Prozent unseres Geschäftes ist die Zulieferung bei Autoteilen“, verrät Martin Schmidt. Daneben gehe es aber eben auch um Werkzeug und moderne Geräte wie Smartwatches und Co.

Eben darum ist Martin Schmidt zum Itzehoer Forum gekommen. Vor gut 80 Personen berichtet er von einer moralischen Frage. „Wir haben die Technik, Gesundheitsdaten oder Standortinformationen aufzuzeichnen und wollen diese voranbringen. Gerade im Hinblick auf Versicherungen vielleicht sehr interessant. Stellen Sie sich vor, dass die Geräte etwas über Gegenden lernen und dir empfehlen, deinen teuren Mercedes nicht unbedingt in der Schanze in Hamburg zu parken“, so Schmidt mit einem Beispiel. Ebenso die Frage, wer sich die Daten der Smartwatch über Gewicht und Herzfrequenz zunutze macht und ob ein falsch gemessener Herzschlag mit dem sofortigen Verweis einer Herzrhythmusstörung nicht vielleicht mehr schadet als nutzt. „Digitalisierung ist für uns ein wichtiges Feld.“ Gerade das ‚IOT‘ das „Internet of things“ stellt nicht nur die 130.000 Mitarbeiter in Deutschland vor die Frage, wie es mit der Technologisierung weitergeht. „Tatsächlich beschäftigen meine Mitarbeiter und ich uns viel mit ethischer Fragestellung dazu“, so Martin Schmidt.

Für Bosch stellen sich jetzt die Weichen für die Zukunft. „In Zukunft werden 70 Prozent der Menschen in Städten wohnen, die Lebenserwartung steigt auf mehr als 83 Jahre, es wird viel mehr automatisiert. Gleichzeitig stehen wir vor der Herausforderung, die Umwelt zu schützen. Da muss jeder mit anpacken, sich jeder Fragen, ob der Flug in den Urlaub notwendig ist und die Plastiktüte im Supermarkt gebracht wird“, appelliert der Projektmanager.

Nach dem gut 45-minütigen Vortrag, moderiert durch RSH-Radiomoderator Carsten Kock, durfte auch der Referent von Carglass, Bernhard Speyer, das Wort ergreifen und über die Digitalisierung in seinem Unternehmen berichten. „Carglass ist mehr als nur einfach Autoscheiben ersetzten. Denn die Scheiben werden immer komplexer.“ Integrierte Systeme, Kameras und Co. lassen jeden Steinschlag zu einer Abwägung werden: Reparabel oder teuer ersetzen? „Die abstandmessenden Kameras müssen kalibriert werden, die Reparatur ebenso wie eine neue Scheibe ist sehr teuer.“ Das ist auch für die Itzehoer Versicherung jedes Mal ein tiefer Griff in die Tasche. Zugleich wird auch die Arbeit mit dem Kunden digitaler. „Der Kunde kann seinen Auftrag im Internet selbst eingeben. Dazu braucht er sein Kennzeichen, damit unsere Datenbank es mit der des GDV abgleicht und die entsprechende Scheibe geordert werden kann“, erklärt Speyer. Carglass sei wichtig, dass keine guten Scheiben verschwendet werden, weshalb die Entscheidung über Ersatz oder Reparatur auch dem – digital ausgestatteten – Monteur überlassen sei. Das schütze vor Missbrauch. Damit beantwortete Bernhard Speyer auch die Frage von Matthias Räfler, der sich über eben diese Frage aufklären ließ.

Letztlich, und darin stimmten beide Referenten überein, sei die Digitalisierung ein Fortschritt. Beide Unternehmen und ihre Mitarbeiter seien motiviert, für den Kunden und für ihre Mitarbeiter nur das Beste rauszuholen. Digitale Arbeitsprozesse helfen beiden Gruppen – egal ob mit unkomplizierten Formularen, Homeoffice oder digitalem Abgleich.

Digitalisierung wird für wohl jedes Unternehmen die Zukunft bedeuten.

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Über den Autor

Tore Degenkolbe

Mag: Schreiben, Bergsteigen, schwarzen Kaffee
Mag nicht: Lebensmittelverschwendung, leere Worte, binomische Formeln