Man sieht es ihren Gesichtern an: Die 26 Azubis des ersten Lehrjahrs bei den Itzehoer Versicherungen sind gespannt. Sie sitzen im Konferenzzentrum und warten auf einen Trainer, der zum ersten Mal für die Itzehoer arbeitet. Und doch kennen sie ihn alle: Es ist Matthew Mockridge - einer der Söhne der bekannten Mockridge-Familie.
Sein Vater Bill: Bekannt als langjähriger Schauspieler in der „Lindenstraße“. Seine fünf Brüder: Regisseure, Musiker, Models und Schauspieler. Matthew Mockridge selbst: 31 Jahre alt - Buchautor, erfolgreicher Unternehmer und eben: Coach.
Vor dem Start hat er sich noch kurz in ein Büro zurückgezogen, um sich zu konzentrieren. „Das sind 26 junge Menschen, die zusammen starten, und ich will versuchen, sie zusammenzuführen und zu einer Mannschaft zu machen“ sagt er, „die sich immer wieder in der Umkleidekabine einfindet und sich einschwört auf das große Spiel, das sie hier zusammen spielen werden die nächsten drei Jahre.“
Dann – auf die Minute pünktlich, geht es los: Locker betritt Mockridge den Raum. Grau melierter Vollbart, auf dem Kopf eine blaue Basecap mit dem Schirm nach hinten gedreht, ein offenes rotes Hemd über dem weißen T-Shirt, Jeans und Sneakers. Ruhig und entspannt spricht er mit Azubis.
„Matthew kann sich komplett in unsere Lage hineinversetzen, der hat diese jugendlichen Anglizismen drauf, dass wir alle ein bisschen lockerer werden“ sagt Azubi Naveed Ur Rehman dazu: „Er kam direkt gut rein – macht auf jeden Fall sehr viel Spaß mit ihm.“
Mockridge erzählt ihnen gleich zu Beginn die Geschichte seiner Lieblings-Autowerkstatt in Köln. Von dem italienischstämmigen Besitzer, der eigentlich nur schnell einen Lackkratzer entfernen soll, aber den Wagen dann wie immer frisch poliert und in einem Top-Zustand wieder an ihn übergibt – denn er ist stolz auf seine Arbeit und freut sich über die begeisterten Gesichter seiner Kunden. Tag für Tag, seit vielen Jahren. „Das“ sagt Mockridge „ist Hingabe“. Das H von „Hingabe“ steht wiederum für den ersten Teil des „Heute-Prinzips“, das den Kern seines Coachings bildet.
„Das ist einfach nur so mein einprägsames Gesicht für die Lehre der Achtsamkeit. Für den Wert des Augenblickes. Und das ist eigentlich das einzig Wahre. In jedem Augenblick werden diese 26, die hier starten, sich immer wieder dazu entscheiden müssen, voller Hingabe und Emotion im Team zu arbeiten. Das gibt es nicht gestern, das gibt es nicht morgen oder in zwei Jahren – das gibt es eigentlich nur in diesem Augenblick. Und deswegen ist der Augenblick und die Kraft dieses Augenblickes das, was ich versuche, anschaulich zu machen und jedem als kleinen Schatz mitzugeben.“
Dazu macht er mit den Azubis Entspannungsübungen zum Abschalten, Meditationen, verteilt Gruppenaufgaben, erzählt Geschichten aus seinem eigenen Leben, kommt mit den jungen Menschen ins Gespräch.
„Es ist natürlich cool, so eine kleine ,Berühmtheit‘ hier zu haben“ sagt Kristin Levsen in der Pause – „man weiß ja doch, wer er ist und es ist schon motivierend, was er sagt. Ich denke auch, dass es uns auf jeden Fall weiterbringen wird.“ „Man erhält ganz viele Aspekte zu der Frage ,Wie habe ich eigentlich meine Einstellung im Leben?‘ Man hat Anreiz, darüber nachzudenken“, meint Shaline Dittrich. Und Nadine Kock ergänzt: „Die Gemeinschaft wird immer enger, wir verstehen uns besser, wir realisieren, was es eigentlich heißt, ein Team zu sein – und wie man darauf hinarbeiten kann, dass man auch wirklich zusammenarbeitet.“
Mockridge selbst wiederum empfindet die Arbeit gerade mit jungen Menschen als „Luxus“. Sie seien sehr wissbegierig, offen und transparent. „Sie machen unglaublich gut mit. Wir sprechen hier über Ängste, wir sprechen über Emotionen, wir sprechen über all das, was es so gibt, was man sonst hinter der Maske der Perfektion verstecken würde. Diese Maske nehmen wir hier ab und öffnen uns alle einander, so dass wir einander wirklich sehen können für das was wir sind. Das ist ein total wertvoller Raum für mich, aber auch für alle, die hier in diesem Team spielen.“
Ein Tag mit Matthew Mockridge – ein intensiver Tag mit einem ungewöhnlichen Dozenten und Coach – und ein guter Start für das erste Lehrjahr der Itzehoer.