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Wir sind uns gegenseitig die härtesten Gegner

Itzehoe, 08.10.2021

Sie haben in diesem Jahr so ziemlich gewonnen. Was es im Voltigiersport zu gewinnen gab: Auf Weltmeisterschaften, CHIO und Deutschen Meisterschaften waren die Brüsewitz Brüder siegreich – in verschiedenen Konstellationen. Wie die Spitzenklasse-Voltigierer sich trotz Konkurrenzsituation füreinander freuen und was sie für die kommende Saison planen, haben sie uns im Gespräch verraten.

Wer da nun genau welchen Titel gewonnen hat, müssen Viktor, Thommy und Jannik angesichts der Vielzahl wohl selbst erst einmal sortieren. Zumindest aber ist es für Außenstehende nicht ganz einfach, da den Überblick zu behalten. Viktor und Thommy sind „echte“ Brüder, mit derselben Mama und demselben Papa und dem Familiennamen Brüsewitz. Mit dazu gehört aber auch Jannik, mit Familiennamen Heiland, der sich 2009 den Brüsewitz Brüdern anschloss und seitdem aus der „Familie“ nicht mehr wegzudenken ist – als Bruder, zwar nicht im Blute, wohl aber im Geiste. Und zusammen konnten die drei sich in diesem Jahr so gut wie alle wichtigen Siege sichern. Jannik und Viktor wurden mit dem Team Fredenbeck Doppel-Weltmeister und CHIO-Sieger und Thommy mit seinem Team Norka Deutscher Meister und CHIO-Vize. Jannik konnte sich zudem den Sieg im Einzelwettkampf beim CHIO und den Deutschen Meisterschaften sichern, Viktor den Vizetitel auf den Deutschen Meisterschaften.

Erfolgreicher hätten sie also kaum sein können. „Wir waren und sind uns gegenseitig die härtesten Gegner“, sagen die Brüsewitz Brüder nach den Wettkämpfen. Trotz der Konkurrenz fiebern sie bei den jeweils anderen mit und freuen sich über deren Erfolge: „Bleibt ja alles in der Familie.“ Auch im kommenden Jahr wollen die drei wieder richtig angreifen. Viktor, mit seinen 31 Jahren der Älteste des Trios – und übrigens auch im deutschen Voltigiersport –, möchte sich im Einzel nochmals richtig fit präsentieren. „Auf jeden Fall möchte ich den beiden anderen zeigen, dass der Alte noch nicht ganz abgeschrieben ist“, erklärt er, möchte aber noch keine Details nennen, da noch nicht alles spruchreif sei. Dieses Jahr hatte er wegen „Pferdeproblemen“ in Einzelwettkämpfen häufig nicht antreten können. Thommy, sein vier Jahre jüngerer Bruder, möchte auf dem Niveau weiterarbeiten, das er sich bislang aufgebaut hat und nach der coronabedingten Zwangspause wieder häufiger an Turnieren teilnehmen. Einen großen Traum hat er aber doch: „Langfristig wäre der Weltmeistertitel im Einzel noch mein Ziel.“ Auch Jannik möchte vor allem das Niveau halten und sich dabei persönlich und künstlerisch weiterentwickeln. „Weiterhin oben mitspielen. Viel mehr geht ja auch nicht“, erläutert der 27-Jährige.

Dass solch ambitionierte Ziele auch einen ambitionierten Trainingsplan erfordern, versteht sich von selbst. Doch wie lässt sich das mit dem Alltag vereinbaren? Vom Voltigieren allein leben können selbst Spitzenathleten wie die Brüsewitz Brüder nicht. Viktor arbeitet in Teilzeit in einem Hamburger Architekturbüro, Jannik bei einem Flugzeugteilehersteller, ebenfalls in Hamburg und in Teilzeit und Thommy studiert Sportwissenschaften in Köln. „Unser Alltag ist schon sehr aufs Voltigieren abgestimmt, so dass wir genügend Zeit haben, zu trainieren und am Wochenende auf Turniere oder Shows zu fahren“, berichtet Viktor. Dennoch ist Voltigieren ein kostenintensiver Sport, unter anderem müssen Pferde und Voltigierer weite Strecke zu Wettkämpfen zurücklegen und vor Ort untergebracht werden. Ganz ohne finanzielle Unterstützung geht das nicht und so sind die drei Sportler auch auf Sponsoren wie die Itzehoer Versicherungen angewiesen. „Da sind wir natürlich wirklich dankbar für die tolle Unterstützung“, sagt Thommy.

Ganz schön stressig kann der Alltag der Brüsewitz Brüder manchmal sein. So sind sie nach dem CHIO Aachen erst spät nachts zu Hause angekommen – und standen trotzdem am nächsten Morgen bei der Arbeit und in der Uni auf der Matte. Wieso sie sich das antun? „Die Faszination am Voltigieren ist für mich ganz klar die Vielfältigkeit“, betont Thommy und gerät fast ein wenig ins Schwärmen: „Bei keiner anderen Sportart muss man so viel können: sportlich, tänzerisch, künstlerisch, kreativ und das alles auf dem Pferd vereint.“ Auch für Jannik steht neben der körperlichen Fitness der künstlerische Aspekt im Vordergrund: „Es ist ein bisschen wie Theater spielen“, meint er. Viktor hat für sich noch eine andere Komponente ausgemacht, die ihn fasziniert: die Energie des Pferdes für sich zu nutzen. „Man kann sich das Pferd wie ein hochsensibles, lebendiges Trampolin in Bewegung vorstellen. Wenn man es schafft, dessen Schwung in die eigene Bewegung umzusetzen und daraus eine Schraube oder Drehung zu springen, ist das ein unglaubliches Gefühl“, präzisiert er und gerät auch ein wenig ins Schwärmen.

Egal mit welchem Fokus, ob nun mehr dem Künstlerischen oder dem Sportlichen zugewandt, haben die Brüsewitz Brüder nach dem sehr erfolgreichen Jahr 2021 auch in der nächsten Saison wieder Großes vor und werden nach etwas Urlaub und Regeneration ins Wintertraining starten.

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Über den Autor

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